Erschließung

Ausruhen

Ausruhen

Mangelnde Kondition kann alte Menschen in der Bewältigung längerer Wege beeinträchtigen. Die Nutzbarkeit von Gebäuden und von öffentlichem Raums verbessert sich deshalb mit der Einrichtung von sequenziellen Erholungs- und Verweilangeboten. Idealerweise stehen diese in direkter Blickbeziehung zueinander. Das Wissen um die zu bewältigende Distanz gibt stark eingeschränkten Menschen Sicherheit in der Fortbewegung.

Eine ausreichende Menge von Sitzmöglichkeiten in öffentlichen Gebäuden wie in Museen, Einkaufszentren, Foyers, Bibliotheken oder Wartebereiche in Behörden ist obligatorisch.

  1. Erschließung

Mobilitätshilfen: Rollstühle

Mobilitätshilfen: Rollstühle

Aufgrund von konditionellen und motorischen Einschränkungen erhöht sich im Alter die Anzahl von Menschen, die Mobilitätshilfen nutzen. Genaue Angaben zum Anteil von Rollstuhl- oder auch Rollatornutzern in bestimmten Altersgruppen liegen nicht vor. Es wird daher angeraten, vor Planungsbeginn eine umfassende Nutzeranalyse für die jeweilige Einheit durchzuführen.

Fest steht, dass altersgerechte Einrichtungen grundsätzlich rollstuhlgerecht geplant werden müssen. Die DIN 18040-1 macht dazu zahlreiche Vorgaben, von denen nachstehend ausgewählte Anforderungen gelistet sind:

  • Mindestdurchgangsbreite: 90 cm
  • Erforderliche Breite für Bewegung in einer Richtung: 120 cm
  • Benötigte Wendefläche: 150 x 150 cm
  • Erforderliche Fläche für Begegnung zweier Rollstühle: 180 x 180 cm
  • Seitliche Anfahrtsfläche an Türen: 50 cm
  • Erforderliche Fläche zum seitlichen Anfahren (z.B. von Toiletten oder Stellflächen für Rollstühle): 90 x 150 cm
  • Stellfläche für einen Rollstuhl: 190 x 130 cm
  • Stellfläche für einen Rollstuhlwechsel: 150 x 180 cm (davor zusätzlich erforderlich: Rangierfläche der gleichen Größe)

Die Vorgaben der DIN beziehen sich größtenteils auf eine aktive Rollstuhlnutzung. Mit Verschlechterung des körperlichen Zustandes im Alter und speziell auch bei demenziellen Erkrankungen ist eine aktive Rollstuhlnutzung jedoch nicht mehr möglich.

Bei der passiven Rollstuhlnutzung sind in der Planung auch die funktionalen Abläufe im Pflegeprozess bzw. Bewegungsflächen für die Mitarbeiter zugrunde zu legen. Dies ist besonders in kleinen Räumen, z. B. Badezimmern, relevant.

Mobilitätshilfen: Rollator

Mobilitätshilfen: Rollator

Derzeit existieren in Deutschland kaum Vorgaben für eine rollatorgerechte Gestaltung der gebauten Umwelt. Genaue Angaben zum Anteil von Rollatornutzern in bestimmten Altersgruppen liegen ebenfalls nicht vor (vgl. Trabandt, Geißler 2017). Vor Planungsbeginn sollte daher eine umfassende Nutzeranalyse für die jeweilige Einheit durchgeführt werden. Aufgrund von Einschränkungen in Kondition und Motorik kann es für ältere Menschen schwierig sein, den Rollator gezielt zu lenken. Hinzu kommt, dass ein Sich-Rückwärts-Bewegen mit dem Rollator kaum bzw. nur äußerst erschwert möglich ist. Daher ist bei der Planung u.a. auf einen erschütterungsarmen und gut befahrbaren Bodenbelag ohne Stolperquellen zu achten.

Zu Flächenbedarfen und Bewegungsflächen existieren unterschiedliche Planungsempfehlungen. Basierend auf der Schweizer Planungsrichtlinie für altersgerechte Wohnbauten wird, abweichend von DIN 18040-1, neben dem Türdrücker eine freie seitliche Anfahrts- bzw. Standfläche von mind. 60cm empfohlen.

Nachfolgend sind die derzeit existierenden Anforderungen aufgelistet:
Flächenbedarf 60 x 100cm – 70cm

  • Seitliche Anfahrtsfläche an Türen mind. 60cm
  • Wendekreise ohne Hilfsperson: 140 x 140cm
  • Wendekreis mit Hilfsperson: 170 x 170cm
  • Breite von Aufzugskabinen mind. 1,40m
  • Zusätzliche Abstellflächen sind zu berücksichtigen.
  1. Bohn, F. (2014)
  2. Loeschke, G., Marx, L., Pourat, D. (2011)
  3. Pressalit Care GmbH (2015)
  4. Erschließung

Mobilitätshilfen: Unterarmstützen

Mobilitätshilfen: Unterarmstützen

Durchgehende Handläufe

Durchgehende Handläufe

Fliessende Rundwege, Vermeidung von Sackgassen

Fliessende Rundwege, Vermeidung von Sackgassen

Ein großer Bewegungsdrang gilt als typisches Symptom demenziell erkrankter Menschen. Nicht immer lässt sich dieses Sekundärsymptom, welches zum Teil zur Kompensation der Überreizung auftritt, beeinflussen. Es gibt jedoch Ansätze der Milieutherapie, beispielsweise das Vorsehen eines Zuganges zum Garten, welche Unruhe und das Wanderverhalten reduzieren können.

Unabhängig davon wird für Stationen bzw. Wohnbereiche empfohlen, durchgehende Rundwege anzubieten. Dies erfordert nicht zwangsläufig eine Atriumstruktur. Auch in linear erschlossenen Gebäuden lassen sich fließende Wege ausformen.

Dabei ist es wichtig, Sackgassen im Erschließungssystem zu vermeiden, da es Menschen mit Demenz oft schwer fällt, darin umzulenken. Um diese frustrierenden Momente zu vermeiden, sollte die Architektur Umlenkhilfen, beispielsweise in Form von gezielt platzierten Sitz- oder Beschäftigungsmöglichkeiten bzw. Raumaufweitungen, bieten.

Gefahren umgehen

Gefahren umgehen

Von bestimmten Räumen, wie Treppenhäusern oder Putzmittellagern, können für Menschen mit Demenz Gefahren ausgehen. Um zum Beispiel das Weglaufen oder Verletzungen zu vermeiden, müssen entsprechende Türen zwangsläufig abgeschlossen oder mit komplizierteren Öffnungsmechanismen ausgestattet werden. Drehknaufe beispielsweise können von vielen Patienten mit fortgeschrittener Demenz nicht mehr bedient werden.

Allein die Präsenz der Türklinke jedoch löst oft eine unbewusste Reaktion aus. Das blinde Reagieren auf Stimuli ist ein bekanntes Phänomen bei Menschen mit Demenz. Türklinken beispielsweise haben einen Aufforderungscharakter, der zum Betätigen der Tür einlädt. Im Ergebnis werden demenzerkrankte Menschen an der verschlossen Tür rütteln. Derartige Frustrationserlebnisse können den Stresslevel erhöhen. Ziel einer demenzgerechten Gestaltung muss es deshalb sein, diese potentiellen Gefahrenpunkte aus dem Fokus der Wahrnehmung zu nehmen.

Dafür kann das Phänomen genutzt werden, dass Menschen mit Demenz in Ihrer Wahrnehmung sehr stark auf Elemente in Laufrichtung fixiert sind. Bauteile die also tangential passiert werden, z.B. Türen entlang eines Flures, den man durchschreitet, werden deutlich weniger häufig angesteuert. Im Entwurf sind daher Analysen der Wegeführung durch das Haus bzw. das Geschoss grundlegend. Zentrale Aufenthaltsräume sollten möglichst frontal angelaufen werden. Gefahrenräume sind seitlich zur Bewegungsrichtung anzuordnen.