Pflegeheim St. Josef, Völlan

Autonome Provinz Bozen, Südtirol, Italien

Aufgabe

Die Realisierung des Projektes sah neben dem Neubau auch die Sanierung des ensemblegeschützten historischen Altbaus vor, in dem die Deutschordensschwestern seit 1852 ein Hospiz/Altenheim führen. Beim Bau sowie bei der Einrichtung der neuen Struktur stand die Schaffung eines wohnlichen Ambientes im Mittelpunkt.

Nutzung

Das Haus, welches in Rekordbauzeit von nur 19 Monaten fertig gestellt wurde, bietet seit November 2010 75 pflegebedürftigen Menschen ein Zuhause. Das Pflegeheim, das seit seiner Inbetriebnahme ausgebucht ist, verfügt vorwiegend über Einzelzimmer. Für die Betreuung von Menschen mit Demenz gibt es einen baulich speziell konzipierten Pflegewohnbereich mit geschütztem Garten. Das Durchschnittsalter der Heimbewohner liegt bei 88 Jahren. Im Pflegeheim sind 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, 51 davon im Pflegebereich. Außerdem widmen sich fünf Ordensschwestern der ganzheitlichen Betreuung der pflegebedürftigen Menschen.

Komposition

Der historische, denkmalgeschützte Baukörper des Altenheim St. Josef wurde durch den Abbruch sämtlicher Anbauten freigestellt und seine, auf den Innenhof orientierte, Giebelfassade wiederhergestellt. Zusammen mit den im Osten und Westen an den Rand des Planungsgebietes ergänzten Volumen des Neubaus begrenzt das Bestandsgebäude einen dreiseitig offenen Hofraum in Richtung Dorf. Dieser dient den Heimbewohnern und dem Pflegepersonal als geschützte Aufenthaltsfläche im Freien.
Aus Gründen des Ensembleschutzes wurde das Pflegeheim nicht direkt an den Altbau angebunden. Eine transparente seitliche Anbindung wurde auf zwei Stockwerken vorgesehen. Durch die Beschränkung der Gebäudehöhe des Neubaus auf drei Geschosse wird der Hofraum trotz der größeren Kubatur des Neubaus deutlich durch das historische Gebäude mit seiner wiederhergestellten Nordfassade dominiert. Insbesondere aus der Sicht des Dorfes wurde das gewohnte Bild, des auf dem Klosterhügel liegenden Altenheims, durch den sich zurücknehmenden Neubau nicht zu sehr verändert.

Erschließung

Heimbewohner und Besucher erreichen das Pflegeheim über eine von der bestehenden Erschließungsstraße im Westen abzweigende Vorfahrt, diese mündet in den Hofraum, zu dem sich alle Eingänge (Haupteingang, Personaleingang und der Eingang in das historische Gebäude) orientieren. Die Anlieferung und die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt wie bisher über die bestehende Straße im Osten des Planungsgebietes.
Das Gebäude wird von einem zentralen Stiegenhaus erschlossen, an das im EG das Foyer, der Mehrzwecksaal und die Verwaltung angrenzen. Die Dienstzimmer der drei Pflegeeinheiten befinden sich in jedem Stockwerk an derselben Stelle. Direkt von jedem Dienstzimmer sind ein Großteil der Erschließungsgänge, die Aufenthaltsräume, die Terrassen und der Hofraum einsehbar.

Gestaltung

Der Großteil der Gänge, die Aufenthaltsräume und die Terrassen orientieren sich auf den Hofraum, so dass sich die Bewohner beim Verlassen der Zimmer jederzeit über ihre Position im Gebäude klar sind.
Für den Bau sind den Heimbewohnern vertraute Materialen verwendet worden, wie verputztes, gekalktes Mauerwerk, Holz und Glasveranden für die Laubengänge und die Gemeinschaftsräume.
Der interne Freibereich für die normale Pflegewohneinheit beträgt rund 380,10 m² je Stockwerk, die von den Heimbewohnern der normalen Pflegewohneinheit benutzbare Hoffläche beträgt 675,80 m².

Demenzpflege

Die Pflegewohneinheit für die demenzkranken Heimbewohner wurde als in sich geschlossene Einheit mit eigenem Freibereich konzipiert. Die Erschließungsgänge bieten einen kleinen internen Rundgang, der über den Freibereich ausgeweitet werden kann. Zusätzlich wurde ein großzügiger Aufenthalts- und Bewegungsbereich realisiert, um alternative Therapieansätze zu ermöglichen. Der interne Freibereich für die demenzkranken Heimbewohner beträgt rund 197,40 m², der Freibereich außen beträgt 480,80 m².

Andacht

Der Andachtsraum wurde im 1. Obergeschoss angeordnet, dadurch ist er für die Bewohner der Pflegewohneinheit des 1. Stockes leicht erreichbar. Der Aufbahrungsraum ist dem Andachtsraum zugeordnet, kann aber abgegrenzt werden, er ist außerdem direkt von außen zugänglich. Der Andachtsraum ist zweigeschossig angelegt. Durch die im zweiten Geschoss angeordnete Empore ist er auch für die Bewohner dieser Etage leicht benutzbar.